Ergebnisse
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Die auf den MEZ-Daten beruhenden Auswertungen sind erst zum Teil abgeschlossen. Einige Hinweise aus den bisher vorliegenden Analysen:
- Deutsch ist in allen untersuchten Sprachgruppen von MEZ die am besten beherrschte Sprache. Dennoch ist Mehrsprachigkeit deutlich sichtbar. Die in MEZ getesteten Schüler(innen), die zu Hause eine weitere Sprache sprechen, haben in dieser nicht nur mündliche Fähigkeiten erworben, sondern sind in der Lage, auch schriftsprachliche Aufgaben (Lesen und Schreiben) zu lösen.
- Bei Selbsteinschätzungen ihrer Sprachfähigkeiten entsprechen die Angaben der Schüler(innen) in der Tendenz den Testergebnissen der Untersuchung. Sie schätzen ihre Deutschkenntnisse als am stärksten ein, gefolgt von der Fremdsprache Englisch. Schüler(innen) mit Migrationshintergrund halten ihre herkunftssprachlichen Kenntnisse für geringer als die in Deutsch und Englisch. Über alle Sprachen hinweg halten die Studienteilnehmer(innen) ihre mündlichen Fähigkeiten für höher als ihre Fähigkeiten im Schriftlichen.
- Die Befürchtung, dass der Ausbau der Herkunftssprache den Erwerb von Fähigkeiten in der Unterrichtssprache Deutsch oder der Fremdsprache Englisch beeinträchtigt, lässt sich anhand der MEZ-Daten nicht untermauern: Es zeigt sich, dass diejenigen Jugendlichen, die das Schreiben in ihrer Herkunftssprache besser beherrschen, auch im Deutschen und im Englischen durchweg bessere Leistungen in den Tests erzielen als ihre Mitschüler(innen) mit schlechteren Schreibfähigkeiten in der Herkunftssprache.
- Die MEZ-Studie liefert Hinweise darauf, dass nur ein geringer Teil der Schüler(innen) mit Türkisch oder Russisch als Herkunftssprachen einen Unterricht dieser Sprachen in ihren Schulen wahrnehmen können. Da die MEZ-Schüler(innen) trotzdem Schreibfähigkeiten in ihren Herkunftssprachen besitzen, stellt sich die Frage, durch wen, wo und wie sie zum Erwerb dieser Fähigkeiten angeleitet wurden.
- Die Schüler(innen) der MEZ-Studie befinden sich in der Sekundarstufe, also in einem ‚höheren Lernalter‘. Vielfach wird angenommen, dass in diesem Stadium die Entwicklung von Lese- und Schreibfähigkeiten schon weitgehend abgeschlossen sei. In den MEZ-Daten zeigt sich jedoch, dass sich unter dem Einfluss von Leseaktivitäten die Schreibfähigkeiten im Deutschen auch in späteren Lernphasen dynamisch weiterentwickeln. Dies gilt für alle untersuchten Sprachgruppen. Hieraus ergeben sich Anknüpfungspunkte für pädagogische Programme einer koordinierten Lese- und Schreibförderung auch im höheren Schulalter.
- In vielen aktuellen Studien wird Leseverständnis als einziges Maß für bildungsbezogene Sprachfähigkeit herangezogen. Dies ist nach den Ergebnissen der MEZ-Studie nicht angemessen: Die beiden Kompetenzen Lesen und Schreiben hängen zwar zusammen, aber sie gehen nicht ineinander auf. Lese- und Schreibfähigkeiten werden außerdem nicht in der gleichen Weise von sozialer Herkunft und persönlichen Merkmalen beeinflusst. Daher sollten in weiteren Untersuchungen, in denen es um bildungsrelevante Sprachfähigkeiten geht, nicht nur Lesen, sondern auch Schreiben als eigenständige Kompetenz berücksichtigt werden.
- Nach dem vorliegenden sprachwissenschaftlichen Forschungsstand war davon auszugehen, dass mehrsprachige Lernende mit Russisch und Türkisch als Herkunftssprachen (nach Sprachen unterschiedliche) Vorteile bei der Aussprache von Fremdsprachen besitzen. Die Grundlage dafür sind lautliche Ähnlichkeiten zwischen den Sprachen. In den MEZ-Daten zeigt sich jedoch, dass sich die Vorteile offenbar nicht „automatisch“ aufgrund der sprachlichen Herkunft einstellen. Auch in diesem sprachlichen Bereich ist daher eine Unterstützung durch Unterricht notwendig, damit die Lernenden ihr mitgebrachtes Potenzial besser entfalten können.
- Wie zu erwarten, messen sowohl monolingual als auch mehrsprachig lebende Schüler(innen) ihren Englischkenntnissen eine erhebliche Arbeitsmarktrelevanz bei. Auch lebensweltlich Mehrsprachige schätzen die Verwertbarkeit von Englischkenntnissen als höher ein als monolingual lebende Schüler(innen).
Detailliert dargestellt sind die genannten und weitere Ergebnisse in MEZ-Publikationen: hier